Bereich: Internet u. Medienkunst      Seite zuletzt bearbeitet: 12.09.04     Home

Netzkunst im Unterricht

SARA BURKHARDT

Das Internet bietet die Möglichkeit, Netzkunst für den Unterricht fruchtbar zu machen. Der Begriff Netzkunst beschreibt Arbeiten, die eine Gemeinsamkeit haben: Sie finden im Internet und nur dort statt. Dabei begreifen sie dieses gleichzeitig als Präsentationsort und als Gestaltungsmaterial. Es geht also nicht um die schlichte Schaustellung fertiger Kunstwerke im World Wide Web, die auch ohne dieses existieren. Netzkünstler nutzen den transitorischen Charakter des Internet um flexible, veränderbare, temporäre und instabile Werke herzustellen. Werke der Netzkunst lassen sich meist den drei folgenden Kategorien zuordnen:

  • Reaktive Projekte, bei denen sich der Nutzer über Links durch das Werk bewegen kann.
  • Interaktive Arbeiten, bei denen der Nutzer eine temporäre Veränderung des Zustandes der jeweiligen Arbeit vornimmt.
  • Partizipative Projekte, bei denen der Nutzer zu einer dauerhaften Formveränderung des jeweiligen Projektes beiträgt.

Im Kunstunterricht wird Netzkunst zum Gegenstand der Reflexion und bietet Anlass zur Produktion. Schüler erlernen Differenzierung und Urteilsfähigkeit im Umgang mit den Werken. So verbindet sich eine handlungsorientierte Medienbildung mit der Gegenwartskunst. Es gibt Werke der Netzkunst, die sich dafür gut eignen. Diese sind beispielsweise auf den Websites der großen Museen (z.B. des New Yorker Museum of Modern Art oder des Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe), auf dem Netzkunstportal adaweb oder unter Rhizome.org zu finden.

Die Interaktivität der Werke und die Möglichkeiten der Partizipation gebieten es, dass die Schüler die Werke zuerst alleine vor dem Bildschirm rezipieren. Die Analyse, die die gemachten Erfahrungen reflektiert, ist der folgende Schritt. Bei Telegarden zum Beispiel handelt es sich um ein partizipatorisches Projekt von Ken Goldberg im Zusammenhang mit der ars electronica in Linz (1996/97). Eine Tele-Roboter-Installation erlaubt es den Nutzern, einen real existierenden Garten zu pflegen und die Pflanzen beim Wachstum zu beobachten (s. Abb.). Ein entsprechendes Interface ermöglicht es, Samen zu säen und Pflanzen zu gießen. Es findet nicht nur eine Interaktion mit dem Garten sondern auch zwischen den Nutzern (Chat) statt. So ist Telegarden ein kommunikatives und kooperatives Projekt, das die Bildung einer Gemeinschaft - und somit Fragen der Verantwortung - mit sich bringt. Die Auseinandersetzung mit Telegarden im Kunstunterricht kann kunsthistorische Themen wie Gartenkunst und Land Art ebenso beinhalten, wie den Vergleich mit der Multimedia-Installation The interactive Plant Growing (1992) von Sommerer und Mignonneau. Folgende Fragen schließen sich an: Wie findet die Kommunikation mit den anderen Nutzern statt, was zeichnet sie aus? Was ist Realität in diesem Fall? Warum ein virtueller realer Garten, wenn es doch reale Gärten in der Umgebung gibt? Welches Nutzerverhalten ist beabsichtigt? Welches ist sinnvoll? Ist der Garten überhaupt echt? Wer sagt uns, dass das, was wir da sehen, wirklich existiert? Die Arbeit wirft somit auch Fragestellungen der Philosophie, der Ökologie und der Ethik auf.


Unterrichtsentwurf:
Weigel, Sabine: Kunst im Internet. Das Internet als Präsentations- und Produktionsmedium. "Tele-Garden" - Exemplarische Analyse und Reflexion eines Netzkunstprojektes www.bildung.hessen.de/uentwurf/kunst/skii/weigel6.pdf

Material zu Christa Sommerers und Laurent Mignonneaus The interactive Plant Growing (1992) in: Moderne Kunst - Zugänge zu ihrem Verständnis. Kapitel: Interaktive Installation und Internet-Kunst. Klett 2001

(Ein weiterer virtueller Garten ist der Internetgarten unter http://www.loisweinberger.net/internetgarten.)